Auch die Menschen von Kleinregionen sind Europa
In diesem Jahr formierten sich VertreterInnen aller 16 Bürgerinitiativen bereits zum dritten Mal zu einer Demonstration vor dem Europahaus in Neumarkt im Rahmen der alljährlich statt findenden Veranstaltung Europa-Forum Neumarkt.
Die Veranstaltung stand unter dem Motto: „Wirtschaftskrise, Sozialkrise, Finanzkrise: Unser Beitrag zur Sanierung der Finanzen ist der Verzicht auf den Schnellstraßenbau S36/S37.“
Aber nicht nur die von einer drohenden S36/S37 betroffenen Menschen formierten sich aus diesem Anlass, auch VertreterInnen der Allianz gegen die S7 gegen den Bau der S7 kamen nach Neumarkt, um überregionale PolitikerInnen über die desaströse und bedauerlicherweise von der österreichischen VerantwortungsträgerInnen unterstützte ASFINAG-Verkehrspolitik zu informieren.
Das am Europa-Forum Neumarkt teilnehmende Publikum stammt aus mehreren Ländern der EU. Der Tenor der von den Demonstranten geführten Informationsgespräche mit den Teilnehmern des Forums was sehr positiv. Alle sind von der Schönheit und Unberührtheit der Region begeistert, viele reisen seit Jahrzehnten in unsere Region und verbringen auch hier ihren Urlaub, viele erzählten auch davon, dass auch sie gegen Umwelt zerstörerische und wirtschaftlich unaktzeptable Projekte selbst auf der Straße gestanden sind.
Der österreichische Wirtschaftskammerpräsident Dr. Christoph Leitl zählt ebenfalls seit Jahrzehnten zu den Fans unserer Region. Auch heuer nahm er, wie jedes Jahr, am Europa Forum Neumarkt teil. Seine Meinung zu einer S36/S37 ist unverändert: Eine Zerschneidung der Region durch eine Transitroute ist undenkbar. Für ihn kommt eine Tunnellösung von Scheifling nach Dürnstein in Frage.
Für die 16 Bürgerintiativen entlang der vom Schnellstraßenbau bedrohten Strecke liegt der Lösungsansatz allerdings bei einem allgemeinen Umdenken zum Thema Mobilität, der Stärkung der Bahnstrecken als attraktive Alternative zu PKW und LKW, einem regionalen Verkehrskonzept, das die Beibehaltung und Stärkung der regionalen Wirtschaftsstrukturen unterstützt, kleinsträumigen Entlastungen örtlicher Durchfahrten, der Beibehaltung der 7,5 Tonnen-Beschränkung und deren ernsthafte und effiziente Kontrolle zwischen Scheifling und Dürnstein und vor allem bei der Verhinderung einer weiteren, der Brennerautobahn ähnlichen Transitroute durch Österreich, die nur der wirtschaftlichen Stärkung der urbanen österreichischen und europäischen Zentren dient und die wirtschaftliche sowie soziale Verödung der ländlichen Regionen unweigerlich nach sich zieht.
Die Festrede von Dr. Leitl mit dem Titel „Bilanz 55 Jahre EFB/BEJ- Zerfällt Europa?“ war auch für die regionalen Initiativen von größtem Interesse. Denn überall dort, wo die Politik die Menschen nicht mehr hört, und über sie, im eigentlichen und übertragenen Sinn, darüber fährt, sind große Konstruktion wie die EU vom Zerfall bedroht.