Chronologie des Umweltprojektes Murau – Deponie in Perchau

Die vorliegende Chronik wurde anhand der Unterlagen der BI Neumarkt / BI Lebenswerte Perchau erstellt. Dabei handelt es sich um Auszüge aus Besprechungen, Versammlungen und Schriftverkehr und beansprucht nicht die Vollständigkeit. Weiters sind zu einigen Aussagen Anmerkungen des Verfassers zum besseren Verständnis eingeflossen.

Erstellt anhand der Bürgerinitiativen Neumarkt und Perchau vorhandenen Informationen.

(Verfasser Erwin Kurz 4/93 -2. Fassung 5/02)

1977 bis 1985
1977: Beschluss der Gemeinden des Bezirkes zur Errichtung einer Müllbehandlungsanlage
1980: Baubeginn der Müllkompostiersanlage in Frojach-Katsch für Murau und Lungau
1981: Geschätzte Müllmenge von 6000 Jahresgewichtstonnen werden nicht erreicht, Rückzahlungen an Kreditinstitute und Wasserwirtschaftsfond nicht mehr möglich
Ab 01.01.1985: 15 Gemeinden des Bezirkes Leoben liefern ab sofort Müll an; wirtschaftliche Situation bessert sich; Rücklagen werden gebildet, jedoch die Restdeponie füllt sich rasch;
Entstehung der Bürgerinitiative „Lebenswerte Perchau“ und Bürgerinitiative Neumarkt

1988 bis 1990
29.11.1988: Bgm. Josef Baltl berichtet zum ersten Mal über die Standortsuche für eine Mülldeponie. Nach ersten geologischen Schätzungen soll sich die im Besitz Jakob Schindelbacher befindliche so genannte „Ziegelwiese“ als geeignet anbieten. Am 01.12.1988 wird von der Gemeinde zu erstem Informationsgespräch mit Hofrat Jägerhuber, Ing. Pumpernig, Bgm. Lindner und Grundbesitzer Schindelbacher, Strasser und Anrainer eingeladen. Einige Gemeindevertreter und Grundbesitzer sehen darin ein lukratives Geschäft.
Dezember 1988: Einige Bürger erkennen sofort die Gefahr, wie Dir. Georg Janik, Franz Lassacher, Otto Preiß, Walburga Unterweger, Walter Reichl, Johann Kobald, Willi Pirker, Josef Maier und denken an die Gründung einer Bürgerinitiative. Die Bevölkerung wird über den Plan des Müllwirtschaftsverbandes Murau in Perchau eine Restmülldeponie zu errichten und über die Gefahren einer Deponie diesen Ausmaßes informiert: Neuwirtwiese + Schindelbacher Ziegelwiese + Haarpichl + Anrainergrundstücke = 32 ha!Die Bevölkerung wird zur Verhinderung dieses Projektes aufgerufen und eine Unterschriftenaktion durchgeführt.
Ergebnis: 83% der wahlberechtigten Perchauer sind gegen die Errichtung einer Mülldeponie.
12.01.1989: wird diese Unterschriftenliste bei der GR-Sitzung dem Bgm. übergeben. Der Bgm. ist erzürnt darüber, weil dies ohne ihn bzw. ohne sein Wissen geschah und tut diese mit den Worten ab: „Klaus bewahre diese Unterschriftenliste im Tresor, denn ich will mit diesen Papieren nichts mehr zu tun haben“.
Dir Janik, Franz Lassacher und Otto Preiß fahren an einem Sonntag zu Herrn Jost, Obmann der Bürgerinitiative Kaiserwald. Es wird ein ausführliches Informationsgespräch geführt. Herr Jost übergibt Satzungen für die Gründung einer BI.
29.04.1989: wird die Gründungsversammlung abgehalten, – die BI „ Lebenswerte Perchau“ zählt 70 Mitglieder.
Sept. /Okt. 1989: Die BI „Lebenswerte Perchau“ ersucht Dr. Werner Kirchleitner um Rechtsbeistand. Dr. Kirchleitner übernimmt den Rechtbeistand ohne Kostenverrechnung, da die Verhinderung dieser Deponie auch sein persönliches Anliegen ist. (Naturpark, Feuchtgebiete, keine Bezirksdeponie, ……)
16.11.1989: Gründung der BI Neumarkt (Dr. Werner Kirchleitner, Ingrid Kirchleitner, Max Prem, ……) und Information: Der Müllwirtschaftsverband Murau will eine Großdeponie errichten; 90 ha sollen im Flächenwidmungsplan der Gemeinde Perchau dafür ausgewiesen werden.
Dezember 1989: Information der BI Neumarkt: Müllwirtschaftsverband (MWV) Murau will eine Großmülldeponie errichten; 90 ha sollen im Flächenwidmungsplan der Gemeinde Perchau ausgewiesen werden; Fam. Jakob Schindelbacher will dafür Gründe um öS 220,00./m² verkaufen (offizieller Verkehrswert öS 25,00/m²);
31.01.1990: Verträge mit den Leobner und Lungauer Gemeinden gekündigt und/oder laufen aus; Lungauer Gemeinden akzeptieren die Kündigung nicht und entsorgen weiter nach Frojach-Katsch; (Zu den Punkten 1977, 1980, 1981, b 1.1.1985, 31.Jän. 1990: Quelle Bgm. Linder Dez. 89/Jän.90)
13.02.1990: MWV-Murau beantragt bei der Gemeinde Perchau die Ausweisung von 126 ha als Vorbehaltsflächen für eine Rest- und Sperrmülldeponie;
05.06.1990: Versammlung des MWV-Murau
Wasserrechtliche Bewilligung eines zeitlich begrenzten Zwischenlagers für Restmüll in Frojach-Katsch (65.000 m³);
Vorarbeiten zu Errichtung einer Restmülldeponie in Perchau; Einsprüche von Bgm. Baltl und Vzbgm. Reichl;
Über die Errichtung einer Mülldeponie entscheidet der MWV, – bei keiner Lösung des Müllentsorgungsauftrages das Land Stmk. (LR Schaller);
Mit bautechnischen Maßnahmen kann eine Deponie jederzeit und überall errichtet werden (Bgm Autischer, St. Georgen/Murau);
Novellierung des Müllwirtschaftsgesetztes; der Begriff „Müll“ wird durch „Abfall“ ersetzt;
21.06.1990: konstituierende Sitzung der Verbandsversammlung des MWV-Murau;
Wahlergebnisse:
Vorstandsobmann: Bgm. Lindner (Frojach-Katsch) 32 Stimmen, 1 ungültig
Stellvertreter: Bgm. Autischer (St. Georgen/Murau) 30 Stimmen 2 Stimmen ungültig,
Kassier: Bgm. Baltl (Perchau) – wegen Arbeitsüberlastung nimmt Bgm. Baltl die Wahl nicht an; Ersatz Bgm. Plank (Mariahof) einstimmig;
Schriftführer: Bgm. Krainer (Oberwölz) einstimmig;
24.10.1990: Verhandlungen des MWV mit Fam. Schindelbacher (siehe 29.11.1990)
20.11.1990: Verhandlungen mit Lungau – Vertragsentwurf
29.11.1990: Versammlung des MWV-Murau – Teil1: 10.00-11.00 Uhr
Verhandlungen mit Fam. Jakob Schindelbacher seit 24.10.90; Anbot vom MWV öS 25,00/m² + öS 135,00/m² Aufpreis (bei Umsetzung des Projektes) oder öS 60,00/m² gesichert (Risiko beim MWV); Fam. Jakob Schindelbacher hat alle einschlägigen Firmen angeschrieben, das nächste Anbot liegt bei 400,00/m²;
Prof. Schifko: Alle Gemeinden des Bezirkes Murau müssen zusammenhalten, dass nicht ein auswärtiges Unternehmen das Grundstück erwirbt, sonst käme der Müll von „weiß Gott woher“ in die Perchau;
Fam. Jakob Schindelbacher drängt auf sofortige Bezahlung, MWV-Vorstand will Grundsatzbeschluss für weitere Verhandlungen mit der Fam. Schindelbacher;
29.11.1990: Vorstandsversammlung des MWV-Murau – Teil 2: 11.05 – 12.45 Uhr
Restdeponieerweiterung Frojach-Katsch wurde von der Wasserrechtsbehörde im letzten Vorprüfungsverfahren positiv abgehandelt; weitere Genehmigungen für 7 Jahre;
Bezirk Lungau bezahlt öS 900,00/Tonne + 10 %Mwst., Murau …….. ?; Lungau wird nicht angeglichen!
Forschungsgesellschaft Joaneum hat 23 mögliche Standorte für eine mögliche Deponie im Bezirk Murau geprüft; 4 Standorte kommen in die engere Wahl: 2x Blasen, St. Lambrecht (zu nah an Siedlungsgebieten), Perchau; MWV hat daraufhin Kontakte mit der Gemeinde Perchau aufgenommen;
Verhandlungsteam des MWV-Murau Bgm. Lindner, Bgm. Krainer, Bgm, Autischer und Bgm. Baltl zu Führung von Gesprächen mit der Fam. Jakob Schindelbacher gebildet;
GR Lassacher (Perchau): Es ist nicht sinnvoll eine Restmülldeponie in Perchau zu bauen (30 Mio. öS), wodurch der MWV wieder in rote Zahlen kommt und dann wieder fremden Müll annehmen muss;
Bgm. Baltl (Perchau): prinzipiell gegen diesen Deponiestandort, wenn es allerdings konkret wird, dann kommt nur dieser Platz und der MWV als Käufer in Frage;
Vbgm. Zechner (St. Marein): Mit dem Kauf des Grundstückes ist die Mülldeponie ja schon automatisch beschlossen;
Bgm. Linder: Es gibt keine Alternativen zu Perchau, Untersuchungen zeigen, dass der Boden nach unten dichter wird.
Bgm. Winkler ( ……..): Für weitere Verhandlungen mit der Fam. Schindelbacher. Es wird immer genug Müll geben;
Der Vorstand wird von der Vorstandsversammlung ermächtigt, weitere Verhandlungen mit der Fam. Schindelbacher zwecks Erwerbs des Grundstückes zu führen. Bgm. Baltl, Vbgm. Zechner und GR Kargl enthalten sich der Stimme.
19.12.1990: Vorstandssitzung des MWV-Murau
Bgm. Stadlober (Krakauschatten): „Wann de Perchauer no long des Maul aufmochn, donn wer´n ma eana den Dreck in die Pappn stopf`n“!!!
1991
07.01.1991: Marktgemeinde Tamsweg; Mülldeponie-Vertragsangelegenheit Katsch – Ergänzende Vereinbarungen (Besprechungsergebnis vom 20.11.1990) Vereinbarung vom 29.9.1980.bzw. 03.12.1980 zwischen MWV-Murau und Gem. Tamsweg, weiter rechtsverbindlich?
Der MWV-Murau verzichtet im neuen Vertragsentwurf auf das Kündigungsrecht wegen Rechtsform, Tamsweg ist verpflichtet die anteilige Mülllieferung wieder zurückzunehmen oder die Kosten der Entsorgung der Zwischendeponie zu übernehmen. Dies gilt nur für jenen Müll, der ab 01.06.1990 angeliefert wird, die Rücknahmeverpflichtung erlischt mit 31.12.2009
23.01.1991: Kaufvertrag-Rohentwurf
Angebot an Jakob Schindelbacher -> 10 ha für 22.200.00,00 (MWV Murau?) Interessent vorerst unbekannt
24.01.1991: Gemeinderatssitzung Neumarkt: Deponie Perchau – Neumarkter Gemeinderäte stimmen gegen eine Deponie in Perchau;
28.01.1991: Verbandsversammlung des MWV-Murau
TOP 4: Beratung und Beschlussfassung über den Ankauf einer 10 ha großen Teilfläche zum Zwecke der Nutzung als Rest- und Sperrmülldeponie;
TOP 6: Beratung und Beschlussfassung über die Aufnahme eines Darlehens in der Höhe von öS 10 Mio. zur Finanzierung des Grundkaufes;
Bgm. Lindner informiert: Aufgrund vieler Einsprüche der Gemeindebürger wird es auch in der Perchau sobald keine Deponie geben. Ein zeitlich begrenztes Zwischenlager für 7 Jahre in Frojach-Katsch wird genehmigt;
Land Stmk. erteilt nur dem MWV die Genehmigung zur Errichtung einer Deponie ( Dr. Jägerhuber und Hofrat Ruprecht)
Bgm. Baltl: Falls die Gemeinde Perchau überfahren werde, dann kommt nur Müll aus dem Bezirk in Frage. Nein zum Lungau etc.
Bgm. Liebchen (Neumarkt): Gegen die Deponie in Perchau, Naturparknähe, Fremdenverkehr, Höhenluftkurort etc. … falls doch eine Deponie kommt, dann nur für den Bezirk Murau;
öS 22 Mio. für den Grundankauf mit der Fam. Schindelbacher sind vereinbart – es gibt höher Anbote;
Hofrat Jägerhuber: Bürgerbeirat bestehend aus Gemeindevertretern, Vorstandsmitgliedern, Betroffenen und der Bürgerinitiative (ca.20 Personen) soll gebildet werden. Bad Aussee hat eine Deponie und einen Fremdenverkehr. Es ist keine „Österreichdeponie Mitte“ im Müllwirtschaftsplan ausgewiesen und von Perchau keine Rede.
GR Lassacher (Perchau): In Frohnleiten stinkt die Deponie bis 8 km weit, wie kann das mit dem Fremdenverkehr in Einklang stehen?
Vzbgm. Reichl (Perchau): Es stinkt nach Müll, es stinkt nach Schweinerei. Wie kann die Raika Teufenbach einen 60 ha Betrieb mit so einer hohen Summe belasten (Paraguay!) ? Warum ist Bgm. Dullnig (Teufenbach und Raika Direktor) nicht anwesend? Bgm. Plank (Mariahof) als Vorstandsmitglied (Raika- und MWV) hat die nicht einwandfreien Geschäfte der Raika Teufenbach mitzuverantworten.
Bgm. Springer (St. Lorenzen): Sind überhaupt 10 ha notwendig, denn durch die Mülltrennung sollten ja 50% weniger Müll anfallen?
Hr. Jägerhuber: 4 – 5 ha würden genügen, der Rest ist Sicherung von Grundstücken.
Bgm. Lindner: Bei den 10 ha ist der Sichtschutzgürtel dabei, außerdem stellt sich die Fam. Schindelbacher diese Summe vor; wir wären ja auch mit einer geringeren Fläche zufrieden gewesen.
Bezirkshauptmann Hartinger: Die Deponie Frojach ist voll. Das Problem drängt. Perchau ist der geeignete Standort, da ein dichter Untergrund vorhanden ist. 22 Mio. S auf 35 Gemeinden aufgeteilt ist nicht so hoch. Wenn die Deponie errichtet wird, dann jedoch nur Müll aus dem Bezirk Murau.
Vzbgm. Reichl (Perchau): Wenn alle Bürgermeister zusammenhalten, wird es sicher möglich sein, die Deponie Frojach so technisch abzusichern, dass sie weitergeführt werden kann. Antrag auf Erklärung des Bezirkes Murau zu National- bzw. Naturpark.
Die Versammlung wird ohne Beschlussfassung zum TOP 4 (Beschlussfassung über den Ankauf ..) und TOP 5 – 8 geschlossen.
31.01.1991: Scheiben der BI Neumarkt/Stmk. und „Lebenswerte Perchau“ an den Raiffeisenverband Steiermark and BM für Finanzen über die Kreditsache Raika Teufenbach-Schindelbacher und die Vorgänge rund um den Ver- bzw. Ankauf des Grundstückes;
Information der FPÖ Kärnten – Hrn. Armin Kordesch (Landesgeschäftsführer) und des FPÖ Landtagclub Steiermark, Landes- und Bundesparteileitung über das Umweltprojekt Murau am Perchauer Sattel.
05.02.1991: Informatives Schreiben der ÖVP, SPÖ, FPÖ, der BI Neumarkt, Gemeinde St. Marein/Neumarkt, Gemeinde Perchau an ihre Gemeinderäte über die Deponie Frojach (Errichtungskosten ca. 30 Mio. S geplant, 90 Mio. S reell) Umweltprojekt Murau – Deponie Perchau.
07.02.1991: Der Fremdenverkehrsverein Neumarkt und die Bürgerinitiative Neumarkt gestalten einen Informationsabend
„Die Wahrheit über die Mülldeponie Perchau“ im GH Lammer/Neumarkt.
11.02.1991: Informationsabend in der Mehrzweckhalle Neumarkt zum Projekt Mülldeponie Perchau, veranstaltet von der Gemeinde Neumarkt. Neben den Deponiegegnern Bgm. Baltl informieren die Deponiebefürworter HR Dr. Jägerhuber, Dr. Rieck, Landesreg. FA 1 C, und Bgm. Linder (Obmann des MWV) über das Projekt.
18.02.1991: Verbandsversammlung des MWV-MurauTOP: Beschlussfassung über Grundstücksankauf von Fam. Schindelbacher.BI Neumarkt und „Lebenswerte Perchau“ sowie die umliegenden Gemeinden Neumarkt und St. Marein haben zur Demonstrationsteilnahme aufgerufen. Zahlreiche Bürger nehmen daran teil.Information von Bgm. Lindner nach längerer Beratungszeit: Das Grundstück wurde mittlerweile einem Privaten (Spreitzer-Kröpfel) verkauft. Beifall der Deponiegegner! (Anmerkung: Ein kleiner Erfolg wurde erzielt – sonst (mit MWV-Murau) hätten wir die Deponie schon jetzt)
07.03.1991: Informationsveranstaltung der BI Neumarkt aufgrund der aktuellen Ereignisse (Fa- Spreitzer-Kröpfel) im GH Kotzent
21.03.1991: Podiumsdiskussion veranstaltet von der Jungen Akademie, Unweltreferat und der BI Neumarkt im GH Lammer/Neumarkt „Mülldeponie Perchau oder die Wirtschaft mit dem österreichischen Abfall“.
Teilnehmer: LAbg. Bacher (ÖVP), LAbg. Ofner (SPÖ), Dr. Scharf (ÖGNU = österr. Gesellschaft für Natur- und Umweltschutz), Dr. Spitzer (Umweltbeauftragter der FPÖ), GR Siebenhofer (Alternative Liste Murau), LAbg. Weilharter (FPÖ), wHr Dr. Jägerhuber (steierm. Landesreg. U. Deponiesachbearbeiter), Dr. Kirchleitner (BI Neumarkt) Mag. Grabensberger (Junge Akademie Stmk. u. Diskussionsleiter)
Einige Diskussionsbeiträge:
W. Griedl fragt WHR Dr. Jägerhuber, ob er uns nicht hinter das Licht führe – wobei ihm dieser sofort mit einer Privatklageandrohung entgegnete.
Dr. Kichleitner stellt mit Verwunderung fest, dass jetzt auf einmal Bgm. Linder ein Gegner von Perchau sein soll (Anmerkung: eine sehr gefinkelte Taktik des Obmann des MWV) ebenso die Aussage des Bgm. Stölzl, den MWV zu stärken. Es sind dies die gleichen Worte wie damals LH Dr. Krainer gebraucht hatte, dass kein einziger Draken in die Steiermark käme.
Resümee der Veranstaltung:
Ein klares NEIN zur Deponie Perchau, Erhaltung von Frojach, Müllvermeidung, Mülltrennung, etc. Ankündigung einer Fahrt nach Graz, Demonstration beim LH Krainer
26.03.1991: Aussprache einiger Bürgermeister umliegender Gemeinden beim LH Dr. Krainer über die Deponie Perchau (nach dem Beschluss der BI Neumarkt zu einer Protestfahrt nach Graz)
27.03.1991: Information über die Bürgermeisteraussprache vom 26.02.1991 bei LR Schaller mit Dr. Rupprecht und Dr. Jägerhuber:
„Ohne Zustimmung der Gemeinde Perchau und des MWV darf die geplante Deponie nicht errichtet werden!“
Müllanlieferungen aus anderen Bundesländern dürfen nicht erfolgen!
Alle Standortplanungen dürfen sich nur auf den im Bezirk anfallenden, nicht gefährlichen Müll beziehen. Es muss versucht werden, Frojach-Katsch mit allen möglichen technischen Maßnahmen zu sichern
02.04.1991: Demonstrationsfahrt nach Graz – Protestmarsch und Überreichung einer Resolution an den LH Dr. Krainer, organisiert von der BI Neumarkt. Rege Teilnahme, darunter auch LAbg. Weilharter u. Vzbgm. Zechner (St. Marein ÖVP) GK Fest (Neumarkt SPÖ). Die Bürgermeister der umliegenden Gemeinden sprachen sich schon zuvor gegen die Demo aus und nehmen mit ihren Parteikollegen bis auf wenige Ausnahmen (siehe oben) nicht daran teil.
15.04.1991: Vorsprachetermin bei LH Krainer
Besprechungsergebnis:
Errichtung eines Kontaktkomitees zwischen der BI und dem Land Stmk.
Unterstützung der initiative durch das Land Stmk bei der Umsetzung Müllvermeidung, -trennung, etc.
Unterstützung bei dem Bestreben zur Weiterführung von Frojach-Katsch als Alternative zu einer Restmülldeponie Perchau.
14.04.1991: Schreiben der BI an die Gemeinde Neumarkt mit dem Ersuchen, über die Besprechung beim LH vom 15.4.1991 bei einer Gemeinderatssitzung informieren zu können.
13.05.1991: Resolution des Landesrat Dr. Schaller vom 02.04.1991:
Alle Bemühungen zur Erweiterung des derzeitigen Standortes Frojach-Katsch
Keine Großdeponie in Perchau
Keine gefährlichen Abfälle
22.05.1991: Kontaktkomitee: Dr. Jägerhuber, Dr. Rieck, Hr. Lassacher, Hr. Preiß, Dir. Janik, Dr. W. Kirchleitner, Mag. Reidlinger
Dr. Jägerhuber berichtet über die Vorstandssitzung des AWV-Murau (früher MWV-Murau) vom 22.05.1991
Fa. BVI Umweltmanagement Ges.m.b.H. – Dr. Beiwinkler und Dr. Neubauer, Wien sind von der Fa. Spreitzer&Kröpfel mit den Planungsarbeiten zur Errichtung einer Restmülldeponie beauftragt worden
Kooperation der Fa. Spreitzer&Kröpfel mit dem AWV-Murau wird angestrebt.
27/28.05.1991: Schreiben der BI Neumarkt an die BI „Lebenswerte Perchau“ und Gemeinde Neumarkt:
Aufklärung und Berichtigung über die „unrichtige Aussage“ bezüglich der Nicht-Müllanlieferung aus anderen Bundesländern.
Grundsätzlich gilt das Regionalitätsprinzip. Dieses ist aber nicht machbar. (Wirtschaftlichkeit bei dem „geringen Müllmengen“ des Bezirkes Murau)
28.05.1991: Antwortschreiben der Landesregierung auf die Resolution der BI Neumarkt vom 02.04.1991
„Deponie Perchau“:
Keine Gefahr für das Trinkwasser bei natürlich dichtem Untergrund und Basisabdichtung (Anmerkung BI: Warum ist bei einem dichten Untergrund überhaupt noch eine Basisabdichtung erforderlich?)
Geruchsemission nur gering, über Gefährlichkeit existieren meine Untersuchungen oder Literaturunterlagen
Private und Gemeinde für welche sich Belastungen ergeben, werden materiell abgegolten. Eine Entwertung des Eigentums ist sonst nicht gegeben.
Deponien beeinträchtigen die Wirtschaft, insbesondere den Fremdenverkehr nicht, der Naturpark Grebenzen ist nicht betroffen.
13.06.1991: Erwiderungsschreiben der BI Neumarkt zur Antwort der Landesregierung auf die Resolution. Kampfansage >>> mit allen Mitteln der Demokratie gegen die geplante Deponie aufzutreten.17.07.1991BI Neumarkt, „Lebenswerte Perchau“ schreiben an den LH, Information überVerwirrspiel von Bgm. Lindner, Obmann des AWV-MurauVertragauflösung mit LungauSorge der Bevölkerung – überfahren zu werdenBereitschaft zum Widerstand gegen das geplante Projekt.
27.08.1991: ÖVP Neumarkt, Büro LR Dipl.Ing. Schaller – Antwort auf das Schreiben der Neumarkt an den LH Krainer vom 17.07.1991:
Konsequente und zielstrebige Erweiterung der Deponie Frojach-Katsch wird angestrebt, so dass diese für weitre 20 Jahre Restmüll des Bezirkes Murau aufnehmen kann, — dann wird das Projekt Deponie Perchau nicht weiterverfolgt.
Land Steiermark ist gegen die Entsorgung außer-steirischer Regionen
Der Lungau wird sein Abfallproblem i Zukunft selbst lösen müssen
Weder vom Bund, noch vom Land gibt es Überlegungen zur Errichtung einer Deponie für gefährliche Abfälle.
Tadel vom LR Schaller wegen des Stils des Schreibens der BI an den LH, insbesondere die Ausdrücke „Ultimatum“, Kampf“ und dergleichen mehr, sowie die Angriffe gegen den Bgm. Lindner als Obmann des AWV-Murau (wörtlich zu Bgm. Lindner …. „umsichtige und engagierte Leitung“…)
28.08.1991: Presseaussendung von LR Dipl.Ing. Schaller und Wiedergabe durch die ÖVP Neumarkt:
Land und AWV-Murau sind gegen die seitens privater Betreiber forcierter Großdeponie
Gegen den Willen der Gemeinde, des AWV-Murau oder des Landes ist die Errichtung einer Großdeponie nach gegenwärtiger Rechtslage nicht durchsetzbar.
Eine Deponie für gefährliche Abfälle sei auszuschließen
Für Frojach-Katsch soll eine Genehmigung zur Erweiterung bewirkt werden – für den Restmüll des Bezirkes Murau
Lungau wird sein Abfallproblem in Zukunft selbst lösen müssen
11.09.1991: Diskussionsveranstaltung de BI Neumarkt und „Lebenswerte Perchau“ mit G. Dörflinger, Mag. L. Rader, P. Hagenauer, Dr. W. Kirchleitner, (Dipl.Ing. Schaller  hat abgesagt)
Themen:
Kann die Hygienisierungsanlage Frojach-Katsch erweitert werden?
Machen wir wirklich Müll?
Was ist die Arge-V und wer steckt dahinter?
16.10.1991: Konzept zum Umweltprojekt Murau:
Standortsuche des Joaneum für eine Deponie im Bezirk Murau
23 Hoffnungsbereiche
Perchau-Kindring am besten geeigneter Standort, – günstige geologische und geotechnische Voraussetzungen
Grundeigentümer war/ist bereit zu verkaufen
Vorteil der Nähe zur B 83
Ausreichend weit weg vom Siedlungsgebiet
Klein- (Bezirks-)anlage nicht wirtschaftlich
Entsorgung benachbarter Bezirke
Vorplanung für eine ev. Sperrstoffdeponie“ (Rückstände aus Müllverbrennungsanlagen?)
Sanierung von Altdeponien möglich
Oktober 1991: Postwurf der Marktgemeinde Neumarkt. BI Neumarkt und „Lebenswerte Perchau“ zu Fragebogen der Fa. Spreitzer&Kröpfel: Aufruf den Fragebogen nicht auszufüllen und die Deponie Perchau abzulehnen.
04.11.1991: BI Neumarkt und „lebenswerte Perchau“ informieren:
Baumaschinen werden bereits am geplanten Deponiegelände gesehen.
Im Auftrag der Fa. Spreitzer&Kröpfel, – in Zusammenarbeit mit dem Joaneum, – Beauftragter Dr. Beiwinkler) werden Probebohrungen in 30 -60 m Tiefe gemacht.
Auskunft der Bezirkshauptmannschaft Leoben – dass ab 100 m Tiefe eine Bewilligung notwendig sei, es liege jedoch kein Ansuchen vor
Ankündigung einer Unterschriftenaktion „Initiative Luftkurort Neumarkt“
05.12.1991: Schreiben der Marktgemeinde Neumarkt und Gemeinde Perchau an den AWV-Murau: Sofortige Einstellung der Entsorgung des Lungauer Abfalls
Übernahme der Müllentsorgung (Müllabfuhr) des Bezirkes Murau durch den Abfallwirtschaftsverband
(Anmerkung: Fa. Spreitzer&Kröpfel besorgen die Müllabfuhr in den meisten Gemeinden des Bezirkes)
06.12.1991: Schreiben von LR Dr. Schmid an die Marktgemeinde Neumarkt
überörtliche Planungen sind im Flächenwidmungsplan ersichtlich zu machen
dafür ist keine willensbildende Entscheidung des Gemeinderates notwendig
kommt eine Gemeinde der Ersichtlichmachung im Flächenwidmungsplan nicht nach, so liegt ein Versagungsgrund nach § … vor
10/18.12.1991: Anfrage an die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik Wien über die Windverhältnisse im Raum Neumarkt und Antwort:
35 % Nord-, Nordostwind;: d.h. aus Richtung Scheifling nach Neumarkt – St. Marein – Kulm – Mühlen – Zeutschach – Dürnstein
26 % Ost-, Südostwind; d.h. von der Seetaler Alpe Richtung Mariahof – Teufenbach – St. Lambrecht – St. Blasen
18 % Süd-, Südwestwind; d.h. von Neumarkt Richtung Perchau – Puchfeld – Scheifling
5 % West-, Nordwestwind; aus Teufenbach – Mariahof – Voggenberg etc. in Richtung Seetaler Alpe – Greith – See, …
26 % Windstille
(Anmerkung: meist nur vormittags)
Nachfolgend ein harmlosen Beispiel der Irreführung der Bevölkerung:
30.12.1991: Schreiben der Gemeinde Mariahof an die Bevölkerung von Mariahof:
„Eine Verlängerung des Vertrages mit der Fa. Edelhof (Anmerkung: Kärntner Müllentsorgungsunternehmen) ist nicht möglich, weil die Abfuhr des Mülls in ein anderes Bundesland gesetzlich verboten ist.“
„Ab 1.1.1992 Entsorgung des Mariahofer Mülls in der Anlage des AWV-Murau in Frojach.“
31.12.1991
Offener Brief der BI Neumarkt an den Bgm. Plank – Mariahof:
Die Entsorgung von Mariahofer Müll in Kärnten ist gesetzlich verboten.
Die Entsorgung von Lungauer Müll in Frojach ist demnach auch gesetzlich verboten!
Warum wird die Entsorgung des Lungaus nach wie vor durchgeführt?
Im Einverständnis mit dem AWV Murau?
Im Widerspruch zum Abfallwirtschaftsgesetz?
Ohne gültigen Abnahmevertrag?

1992 bis 1993
25.02.1992: Verbandsversammlung des AWV-Murau Top 7 Beratung und Beschlussfassung über den Antrag der Gemeinden Neumarkt und Perchau. Übernahme und Durchführung der Müllabfuhr durch den AWV-Murau
Kündigung der Fa. Spreitzer
Einstellung der Müllanlieferung aus dem Lungau
07.05.1992: Beschwerde der BI Neumarkt gegen die Untersagung einer Videoaufnahme (Max Prem) der Verbandsversammlung am 25.05.1992 und Zurückweisung dieser weil:
Keine physische Gewalt zur Durchsetzung des Aufnahmeverbotes angewendet bzw. angedroht wurde
Anmerkung: d.h. Videoaufnahmen können nur mit physische u/o. psychischer Gewalt verhindert werden, und dagegen kann man klagen >>> Aufnahmen sind faktisch erlaubt!
18.03.1992: Spreitzer & Kröpfel in einem offenen Brief an die Gemeinde Perchau zum Umweltprojekt Murau, Deponiestandort Perchau.
Im Gemeindegebiet Perchau liegt der bestgeeignete Standort für eine notwendige regionale Deponie;
5 – 6 ha Deponiefläche kommen in Frage
die Deponiefläche wird vom Ort Perchau nicht eingesehen werden können, auch nicht von der Bundesstraße aus
die Schütthöhe wäre niedriger als die verbleibenden Bäume (Sichtschutz),
keine Geruchsbelästigung für die Anrainer zu erwarten;
nur minimaler „Papierflug“;
finanzielle Vorteile für die Standfortgemeinde wie z.B. Mitnutzung der Kläranlage, zusätzliche Abgabe der Deponiebetriebsgesellschaft, …
zusätzliches Gemeindeeinkommen durch direkte oder indirekte finanzielle Beteiligung.
22.04.1992: Anfrage von Vzbgm. Racz beim Bundesministerium für Umwelt, Jugend und Sport; Antwortschreiben siehe -> 08.10.1992
12.06.1992: Antrag der Fa. Spreitzer&Kröpfel auf Umwidmung:
7,5 ha Deponiefläche
1,0 ha für infrastrukturelle Einrichtungen
0,6 ha als Verkehrsfläche
2,0 ha als Zwischenlager für Aushub- bzw. Abdeckmaterial
Anbot an die Gemeinde Perchau bei „Mitarbeit“
Rückerstattung der Müllgebühren für Perchau etc. siehe 18.03.1992
Kontrollmöglichkeit
Planungsbeteiligung
25.07.1992: Informationsveranstaltung der Gemeinde Perchau (nur für die Perchauer Bevölkerung) über Anbot der Fa. Spreitzer&Kröpfel Deponieprojekt
22.08.1992: Fa. Spreitzer&Kröpfel lädt zur Besichtigung der Deponie Attnang-Puchheim ein.
BI „Lebenswerte Perchau“ informiert „Was sie in Attnang-Puchheim nicht sehen werden“:
Als Hausmülldeponie genehmigt – seit Jahren auch Gewerbe-,Industrie- und Sondermüllablagerunen aus ganz Österreich
Mangelhafte Abdichtung zum Grundwasser
Mit asbesthaltigen Schleifschlamm wurde der Müll abgedeckt
Deponiebrände
Benzinverseuchte Erde (aus Tankwagenunfällen)
Grundwasserverunreinigung z.B. durch Quecksilber
Genehmigte Schütthöhe bereits um 10 m überschritten
08.10.1992: Antwort des Bundesministerium für Umwelt, Jugend und Familie auf das Schreiben von Vzbgm. Racz Neumarkt vom 24.02.1992:
Beim Ministerium liegen bislang keine detaillierten Kenntnisse über das Projekt Perchau vor; Deponien für nicht gefährliche Abfälle mit einem Gesamtvolumen von mindestens 100.000 m³ und für gefährliche Abfälle mit einem Gesamtvolumen von mindestens 10.000 m³ bedürfen der Genehmigung des Landeshauptmannes. Berufungsbehörde ist der Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft.
Die Errichtung und Betrieb technisch geeigneter Abfallbehandlungs- und Verwertungsanlagen (dazu gehören auch Deponien) sind für das Funktionieren einer geordneten Abfallwirtschaft unabdingbar.
09.10.1992: Schreiben an die EFB (Europäische Föderalistische Bewegung) von Dr. Kirchleitner: Information über die geplante Deponie und Rückweisung des Spendenaufrufes wegen Inaktivität zum Deponieprojekt Perchau
16.10.1992: Besprechung in Perchau bezüglich Mülldeponie, Bgm. Baltl Perchau mit Vzbgm., Kassier und 5 weiteren Gemeinderäten sowie
Bgm. Lindner Verbandsobmann Hofrat Dr. Rupprecht
Vzbgm. Racz Neumarkt Hofrat Dr. Jägerhuber
Bundesrat Bgm. Moser Dr. Schaller
Labg. Weilharter Dr. Rieck
Arch. Dr. Teimer
Jakob Schindelbacher ersucht um Aufnahme in den Flächenwidmungsplan von 7,5 ha als Deponieschüttfläche, ca. 0,6 ha als Verkehrsfläche, ca. 1 ha für infrastrukturelle Einrichtungen und ca. 2 ha als Zwischenlager für Aushub- bzw. Abdeckmaterial. Der Verband hat von der Gemeinde Perchau eine Entscheidung bis 15.10.1992 gefordert.
Hofrat Dr. Rupprecht: Eine Novelle der Gewerbeordnung ist in Vorbereitung, wonach auf eine Ausweisung im Flächenwidmungsplan für derartige Anfragen keine Rücksicht mehr zu nehmen ist. Es besteht die Gefahr, dass ein Unternehmen, ohne mit der Gemeinde zu verhandeln, eine derartige Betriebsanlage errichten kann.
Dr. Schaller (Raumplanung): Perchau ist ein guter Standort, trotzdem soll die Müllfirma nicht machen können, was sie will.
Ein großes Problem ist auch die Grenznähe zu Neumarkt, Deponie und Luftkurort sind wahrscheinlich nicht möglich.
Hofrat Dr. Jägerhuber: Eine Erweiterung von Frojach-Katsch ist nach derzeitigen stand der Technik nicht möglich. Frojach ist ein ungeeigneter Standort.
Bgm. Lindner: Wenn Frojach nicht weitergeführt werden kann, wäre es sinnvoll, mit Spreitzer & Kröpfel zu verhandeln.
Arch. Teimer: Laut Aussage von Dr. Beiwinkler soll Hausmüll weiterhin in Frojach gelagert werden und in Perchau hauptsächlich Industrie- und Gewerbemüll (ca. 30.000 Jahrestonnen); die Gemeinden Neumarkt und St. Marein müssen in die Verhandlungen miteinbezogen werden, da gerade das Gebiet um Greith von Geruchsbelästigung betroffen sein könnte; zusätzlich Erhöhung der Verkehrsbelastung.
Bgm. Lindner: Frojach kann auch mit 5.000 Jahrestonnen wirtschaftlich arbeiten. Kosten je Tonne: ca. S 1 000.
02.11.1992: Bundesabfallwirtschaftsplan 1992 vom Bundesministerium für Umwelt, Jugend und Familie:
 „Sonderabfallverbund Österreich Mitte“ ergibt sich Zeltweg als Standort für eine Anlage zur thermischen Behandlung von gefährlichen Abfall (Anmerkung – Verbrennung)
 mindestens 3 Deponien für die Ablagerung von Reststoffen aus der Behandlung gefährlicher Abfälle dringend geboten;
Notwendig ist die Suche nach einem geeigneten Standort für die im Nahbereich der Steiermark vorgesehenen thermischen Behandlungsanlage zu situierenden Reststoffdeponie. Ausgehend von einem möglichen Standort Zeltweg erscheint auch ein Deponiestandort in Kärnten zweckmäßig.
20.11.1992: Sitzung des Gemeindeausschusses und der Bürgerinitiativen (Arbeitskreis)
Bgm. Lindner: Zusammenarbeit mit Spreitzer & Kröpfel wird gesucht.
Land begrüßt eine gemeinsame Gesellschaftsform; Herr Kröpfel hat bis auf 20 % seiner Anteile an die OKA und an ein süddeutsches Unternehmen verkauft. (Fa. OKA ist mehrheitlich im Besitz der RWE-Deutschland)
In der Perchau sind zumindest 200 ha Fläche für die Deponie geeignet.
Spreitzer & Kröpfel versucht die Gemeinden gegenseitig auszutricksen, Dr. Beiwinkler führt bewusst irr, indem dieser verlauten lässt, in Perchau sei die Sache gelaufen.
30.11.1992: Verbandsversammlung des AWV-Murau
TOP 5: Deponiestandortfrage
Obmann Bgm. Lindner verliest das Schreiben von Prof. Golser: „Nicht geeigneter Untergrund kann durch technische Maßnahmen geeignet gemacht werden“. Prof. Golser ist bereit ein Gutachten mit Prof. Welan für den Verband zu erstellen.
Weiters:
In der Steiermark sind im Bezirk Leoben 2 Standorte in Aussicht, der Bezirk Knittelfeld wird seinen Deponiestandort erweitern, der Bezirk Judenburg geht mit der neuen, modernsten Deponie in Betrieb, der Bezirk Murau hat keine Möglichkeit und der Bezirk Lungau sucht selbst einen Standort.
Wo nimmt die Unternehmergruppe den Müll her?
Es besteht die Gefahr, dass eine Deponie Europa Mitte entstehen könnte.
Wie könnte der Verband ein Mitspracherecht erhalten?
Die Versammlung beschließt, Verhandlungen mit der Fa. Spreitzer & Kröpfel zu führen. Nicht im Verhandlungsteam Vertreter von Neumarkt und St. Marein
11.12.1992: Schreiben des Naturparks Grebenzen and die Stmk. Landesregierung, Forderung nach:
Raumverträglichkeit, Umweltverträglichkeitsprüfung
Betrachtung des Imageverlustes für den Fremdenverkehr
Bestellung von Gutachter durch den Naturpark etc.
11.12.1992: Arbeitskreisbesprechung der Gemeinden Perchau, Neumarkt, St. Marein, Mariahof, Naturpark, BI, etc. …
Bgm. Baltl: Dr. Beiwinkler erklärte am 30.11.1992: Einreichung des Projektes 1993, Bauen im Frühjahr 1994 und im Herbst 1994 schütten.
Dipl.-Ing. Schaller: Es werden vom Land Dr. Ringhofer als Abfallswirtschaftsexperte und Dr. Auer als Fremdenverkehrsexperte zur Verfügung gestellt und bezahlt. Frojach ist keine Sache für die Zukunft.
Abfallwirtschaft bedeutet auch Einnahmen – siehe Frohnleiten.
Bgm. Lindner: sieht Chance für Frojach, jedoch Gefahr, dass aufgrund der neuen Gewerberechtsnovelle eine Deponie in Perchau errichtet werden kann.
Bgm. Baltl: Wir heißen dann nicht mehr Perchau am Sattel, sonder Mülldorf. Wo in der Steiermark soll der Betreiber 50 000 Tonnen Müll herkriegen (Ausland)?
Dr. Auer (Fremdenverkehrsexperte): Fremdenverkehr und Abfallwirtschaft sind nicht ganz unverträglich! Geordnete Deponien stören den Touristen kaum. Großdeponie ist allerdings schädigend. Gefahr einer Endlosdeponie.
Dr. Ringhofer (Abfallwirtschaftsexperte): Eine gewisse Beeinträchtigung wird es immer geben: Überschaubare Einheiten sind viel besser kontrollierbar. Bei Großdeponien ist eine Kontrolle unmöglich.
Allgemeines: Das „Grundstück“ bleibt im Besitz der Fam. Schindelbacher. Die Firma wird es wahrscheinlich in 30 Jahren nicht mehr geben und dann trägt die Gemeinde die Kosten für eine ev. Altlast. Bei einer Bezirksmülldeponie wird es den Verband auch in 30 Jahren noch geben.
15.02.1993: Vorschlag des AWV-Murau für die Zusammenarbeit mit Spreitzer & Kröpfel:
Gründung einer Abfallwirtschaft-Murau Errichtungsgesselschaft m.b.H. mit 60 % AWV-Murau, 40 % Spreitzer & Kröpfel Beteiligung. Diese plant, finanziert und errichtet die Sortieranlage und Kompostieranlage Frojach-Katsch und die Deponieanlage Perchau und übergibt den Betrieb dieser Anlagen per Vertrag (Pacht) einer Abfallwirtschaft-Murau Betriebsgesellschaft m.b.H. mit 90 % Spreitzer & Kröpfel und 10 % AWV Beteiligung.
Das heißt bei der Finanzierung trägt der AWV 60 % der Belastung, bei einer gewinnbringenden Betriebsgesellschaft kassiert dafür Spreitzer & Kröpfel 90 %.
06.03.1993: Informationsveranstaltung der Wald- und Seenregion Zirbitz-Grebenzen in der Thomas-Schroll-Halle:
Vorträge von Bgm. Schöberl Schrems: „Wir haben auch klein angefangen (Deponie von 13 Gemeinden) und jetzt kommen mehr als 800 000 kg unkontrolliert und täglich werden es mehr“.
Bgm. Baltl: „Es kommt ein Riese auf uns zu, den es gilt zu erlegen, sonst sind wir verloren“.
Dr. Kirchleitner: Was haben bisher die Gemeindevertreter gegen das Umweltprojekt Deponie Perchau getan? Manche Bürgervertreter nehmen eine zweifelhafte Haltung dazu ein. Ist es vielleicht schon zu spät? Nein, es ist noch nicht zu spät? Demonstrieren wir gemeinsam gegen diesen Wahnsinn. Unsere Zukunft ist ein Kind der Gegenwart.
Weitere Aufrufe zum Widerstand erfolgten von den Bürgermeistern der anliegenden Gemeinden.
Bgm. Lindner erhielt das Wort trotz gegenteiliger Abmachungen, daraufhin verließen ca. die Hälfte der Anwesenden den Saal.
08.03.1993: Klarstellung der BI Neumarkt zur Informationsveranstaltung von 06.03.1993.
24.03.1993: Wasserrechtliche Vorprüfungsverhandlung für die geplante Mülldeponie in Perchau – wird kurzfristig nach Murau zur BH verlegt.
Ausschluss von Dr. Winter-Holzinger, danach auch von Dr. Kirchleitner, Rechtsvertreter der Gemeinden Neumarkt und Perchau, durch Gendarmerieeinsatz.
Großdemonstration gegen die Deponie in Perchau, Straßensperre in St. Marein, Mariahofer Kreuzung und Perchau – 700 bis 1.000 Teilnehmer. Eine Abordnung verlegt die Demo nach Murau zum Ort der Wasserrechtsverhandlungen. Gendarmeriegroßeinsatz.
26.03.1993: Austritt aus der Partei von Vzbgm. Norbert Zechner St. Marein (ÖVP) aus Enttäuschung über die Vorgangsweise und das Verhalten seiner Parteikollegen zum Umweltprojekt Deponie Perchau.
29.03.1993: Vorstandssitzung des AWV Murau
TOP 1: Bestellung eines Rechtsanwaltes zur Vertretung des Verbandes in abfallwirtschaftsrechtlichen Verfahren zur Erlangung der Deponieerweiterung am Standort Frojach-Katsch.
Dazu Auszug aus dem Schreiben der Rechtsanwälte Dr. Eisenberger und Dr. Herzog vom 17.03.1993:
 sollte es sich bei der geplanten Mülldeponie (Perchau) um eine Anlage handeln, auf der nicht nur Konsum- sondern auch Müll aus Gewerbebetrieben abgelagert werden soll, ist entweder ein Abfallwirtschaftsplan des Landes erforderlich (gibt es nicht) oder ein Fachgutachten der Abteilung 1 c der Stmk. Landesregierung (fraglich);
…..bei gemeinsamer Gesellschaft zwischen AWV und Spreitzer & Kröpfel kann heut noch nicht mit eindeutiger Sicherheit gesagt werden, dass diese Anlage gewinnbringend betrieben werden kann. Errichtungskosten zwischen 150 – 250 Mio. Schilling, kostendeckender bzw. gewinnbringender Betrieb bei mindestens 70.000 bis 80.000 Jahrestonnen; Vor eindeutiger Klärung
 kann ich Ihnen nicht empfehlen, eine Gesellschaft mit der Fa. Spreitzer & Kröpfel einzugehen.
 es müsste Sorge getragen werden, Hausmüll und Gewerbemüll aus anderen Bezirken der Steiermark und Gewerbemüll aus ganz Österreich 
 ob es nicht sinnvoller wäre, doch den Versuch zu unternehmen, die bestehende Deponie (Frojach) zu erweitern.
17.04.1993: Diskussionsveranstaltung der BI Neumarkt mit Abg. Wabl., Müllgeschäfte europaweit
Im Sommer 1993 wurden in folgenden Orten Informationsstände zum Thema Müll mit Taschenverkauf abgehalten: Mühlen – Ferienmagazin, Mariahof-Pfarrfest, Neumarkt-Pingstfest, St. Veit – Dorffest, Scheifling – Marktleben, Greith – Pfarrfest
Mit dem Geld aus dem Taschenverkauf sollen div. Ausgaben (Gutachten, …) von der BI eigenständig werden finanziert können.
18.04.1993: Mahnfeuer der Hauptschule gegen die Deponie, Organisator Werner Fest; rund 300 Personen nehmen teil.
11.6.1993: Der AWV-Murau beschließt einstimmig die Rücknahme der Ausweisung von 126 ha Deponiefläche in Perchau aus dem Abfallwirtschaftsplan Murau.
17.06.1993: Infostand beim Müllvermeidungsfest in Murau
24.06.1993: Vorsprache beim Bundespräsidenten Klestil
28.06.1993: Vorsprache bei Frau Minister Rauch-Kallath
28.08.1993: Konzert mit Broadlahn und den heimischen Musikkapellen und dem Chor als Fest gegen Müll im Allgemeinen und der Deponie Perchau im Speziellen
12.09.1993: Stummer Protest bei der Jubiläumsfeier (mit BK Vranitzky, Überreichung einer Resolution der BI‘s) des Naturpark Grebenzen
22.11.1993: Vorsprache bei LR Pöltl
15.11.1993: Beteiligung am Katharinamarkt; Infostand mit den Biobauern der Region
10.12.1993: Bürgerversammlung in Neumarkt: Ersuchen der BIs an den AWV-Murau einen Bescheid von der Landersregierung zu erwirken, damit der Beschluss vom 11.06.1993 endlich rechtswirksam wird.Diesem Ersuchen wird bis heute nicht entsprochen!!
18.12.1993; Übergabe von Lebkuchenherzen mit der Aufschrift „ Kein Müll in Perchau“ an die Vertreter der stmk. Landesregierung (LH Krainer. LP Hasiba, Lhstv. Schachner, LR Pöltl, Ziesel vom ORF-Stmk) in Rom anlässlich der Christbaumübergabe des Naturparks Gebenzen an den Vatikan
Anmerkung: Aussage von LR Pöltl: ..sogar da seid‘s mit euern Protest
14.12.1993: Schreiben an den AWV Murau und weitere Schreiben
15.12.1993: Vorsprache bei Min. Fischler mit Beteiligung von Bgm. Liebchen und Baltl
1994 bis 1997

09.01.1994: Demonstration in Scheifling als Auftakt einer Reihe von Veranstaltungen in Jahre 1994 zur endgültigen Verhinderung des „Umweltprojektes Murau – Deponie Perchau“ mit dem Ziel, die Rechtswirksamkeit des Beschlusses vom 11.6.93 des AWV-Murau zu erreichen, um dem Projekt der geplanten Mülldeponie in Perchau das „öffentliche Interesse“ zu nehmen. LH Krainer, der auf seiner Fahrt nach Murau (Schispringerweltcup) in Scheifling anhält, verspricht, einen entsprechenden Bescheid der steierm. Landesregierung zu veranlassen.
10.01.1994: Die steierm. Landesregierung beschließt einstimmig im Sinne des Beschlusses des AWV-Murau vom 11.6.1993.
Die Demonstration vom 09.01.1994 war damit ein voller Erfolg der BI’s. Mit den nunmehr fehlenden „öffentlichen Interesse“ an der Errichtung der Deponie Perchau sind die Chancen für die Abweisung des Antrages der Fa. Spreitzer&Kröpfel bestes.
Ende Jänner 1994: Der Bescheid der Landesregierung wird in der Grazer Zeitung veröffentlicht.
Feber 1994: Sitzung des AWV-Murau in Katsch: für Bgm. Lindner ist die Frage der Deponie nicht erledigt.
April 1994: Kurt Eugen berichtet nach einem Gespräch mit HR Rupprecht, dass das Land voraussichtlich nach dem 24.4.1994 den Antrag der Fa. Spreitzer&Kröpfel ohne weitere Verhandlung abweisen wird, weil mangels „öffentlichen Interesses“ an der Deponie eine Rodungsbewilligung für die beantragten Deponieflächen in Perchau nicht erteilt werden kann. mit einer Berufung gegen diesen abweisenden Bescheid muss natürlich gerechnet werden.
28.9.1994: Der Antrag der Fa. Spreitzer&Kröpfel zur Errichtung einer Mülldeponie in Perchau wird vom Land Steiermark abgewiesen, jedoch vom Ministerium für Land- und Forstwirtschaft wegen formeller Mängel wieder aufgehoben.
9.12.1996: Auszug aus dem Protokoll der Verbandsversammlung des AWV-Murau: „Der Obmann sagt, dass er dankbar ist für die Bürgerbewegung die damals die Errichtung einer Deponie durch den AWV-Murau auf der Perchau, verhindert hat. Die angesprochene Deponieverordnung hätte unseren Verband, wäre er Eigentümer dieser Deponie in enorme wirtschaftliche Schwierigkeiten gebracht.“
25.2.1997: Wasserpolizeilicher Auftrag zur Schließung der 2 artesischen Brunnen. Der behördlichen Aufforderung ist man bis heute noch nicht nachgekommen!
(Erklärung: Bei der Probebohrung 1994 werden 2 sg. „artesische Brunnen“ angebohrt. Diese Grundwasservorkommen sind vom Land Steiermark für Katastrophenfälle – z.B. Atomverseuchung als Wasserreservoir geschützt.)
4.6.1997: Nichterteilung einer Rodungsbewilligung durch die steiermärkische Landesregierung. siehe auch 28.9.1994 .
21.11.1997: Der Berufung von Spreitzer&Kröpfel gegen die Nichterteilung der Rodungsbewilligung durch die steierm. Landesregierung wird vom Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft stattgegeben.
Anmerkung: Der Berufung der Fa. Spreitzer&Kröpfel wird bereits zum zweiten Mal stattgegeben