Der folgende Brief von Dr. Gerhard Sprintschnik an Max Lercher (Landeschef der Sozialistischen Jugend) bezieht sich auf folgendes Interview in der Kleinen Zeitung: „Weg mit Sozialismus im Nadelstreif“
Sehr geehrter Herr Lercher,
Erlauben Sie mir bitte, dass ich mich zuerst vorstelle und dann zu bestimmten Punkten Ihres Interviews in der Kleinen Zeitung Stellung nehme. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie sich dafür eine halbe Stunde Zeit nehmen. Auch ich habe in meiner Jugend mit Politik angefangen, und zwar beim VSM. Danach habe ich für die Neue Zeit gearbeitet (an diese Zeitung können Sie sich nicht erinnern). Ich habe aber dann meine weitere Berufslaufbahn mit Nadelstreifen beschritten (um bei Ihrer Terminologie zu bleiben). Ich habe im „Ruhrpott“, im Rhein-Main-Gebiet, in Seoul, New York, Atlanta und zuletzt China gelebt und gearbeitet. Meine Nachbarn wundern sich immer noch, dass ich Globetrotter mich ausgerechnet im Bezirk Murau zur Ruhe gesetzt habe. Glauben Sie mir, ich weiß was Umweltverschmutzung, Stress und Lärm bedeuten. Aber offenbar ist es mein Schicksal, dass diese Dinge mich hier wieder einholen.
Aber bevor ich mit Ihnen argumentiere, möchte ich Ihnen erst einmal zustimmen. Ich finde es toll, dass sich die Jugend politisch engagiert. Ich habe mir schon Sorgen gemacht. Die Jugend, und das wissen Sie, läuft in Scharen den etablierten Parteien davon und sucht kritisch nach Alternativen. Es ist nun leider so, dass die beiden etablierten Parteien ständig verlieren, und jedes desaströse Wahlergebnis als Sieg ummünzen, nur weil der andere noch mehr verloren hat. So freue ich mich diebisch, dass diese großkopferten Parteien bei jeder Wahl eines drauf kriegen und heute zusammen so viele Stimmen haben wie früher eine der Parteien alleine. Bald werden sie jubeln, wenn sie nicht unter die 20%-Grenze schrumpfen.